"Secret Invasion" auf Disney+: Künstler kritisieren KI-Vorspann

In"Secret Invasion" von Marvel muss Nick Fury eine geheime Invasion der Erde verhindern. Nach der Premiere der ersten Episode gibt es nun viel Kritik am Intro.

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Verfremdetes Gesicht Samuel L. Jacksons aus dem Intro

Screenshot

(Bild: Marvel)

Lesezeit: 4 Min.

Nach der Premiere der neuen Marvel-Serie "Secret Invasion" auf Disney+ gibt es sogar von Beteiligten Kritik daran, dass das Intro mithilfe eines KI-Bildgenerators erstellt wurde. Ein Konzeptkünstler, der nach eigener Aussage mehr als ein halbes Jahr an der Serie mitgearbeitet hat, hat getwittert, er sei "erschüttert". Auch Boykottaufrufe gibt es bereits. Vorher hatte der Regisseur Ali Selim eingestanden, dass er "nicht wirklich versteht", wie die benutzte KI-Technik funktioniert. Er sei aber von der Vorgehensweise fasziniert gewesen. Das verantwortliche Filmstudio hat inzwischen auf die Kritik reagiert und gegenüber dem Hollywood Reporter versichert, dass keine Stelle eines Künstlers oder einer Künstlerin durch die KI ersetzt worden sei.

"Secret Invasion" ist die jüngste Serie aus dem Cinematic Universe von Marvel, die Hauptrolle spielt Samuel L. Jackson. Als Nick Fury "erfährt er von einer geheimen Invasion der Erde durch eine Fraktion der formwandelnden Skrulls", fasst die Marvel-Mutter Disney zusammen. Sieht man sich die einzige bislang verfügbare Episode auf Disney+ an, beginnt etwa ab der siebten Minute das jetzt kritisierte Intro. Es zeigt in viel grün und schwarz die typische Ästhetik von KI-Bildgeneratoren von vor einigen Monaten. In einem viel geteilten Tweet wird darauf hingewiesen, dass es in der Serie "buchstäblich" darum gehe, wie Menschen nachgeahmt werden, um sie letztlich zu ersetzen. Ausgerechnet da ein KI-Intro zu benutzen, sei "eine Peinlichkeit".

Zur Kritik an dem Intro beigetragen hat auch ein Interview des Regisseurs Ali Selim mit dem US-Magazin Polygon. Da gesteht er ein, dass er die Funktionsweise der Bildgeneratoren nicht wirklich verstehe. Man habe mit dem dafür verantwortlichen Method Studios über Ideen, Themen und Worte gesprochen, und dann "hat der Computer losgelegt und etwas getan". Das Ergebnis habe man dann ein wenig verändert, indem man andere Worte vorgegeben habe. Das beschreibt die typische Vorgehensweise mit den Prompts bei KI-Generatoren. Dass die aber mit Kunst, Illustrationen und Bildern – zumeist aus dem Internet – trainiert wurden, darauf geht Selim nicht ein. Aus der Gruppe Menschen, von denen solche Inhalte typischerweise kommen, hagelt es nun aber die Kritik.

Dass der Einsatz von KI in der Kunstszene nicht gern gesehen wird, ist nicht neu. Einen ersten Höhepunkt der Debatte über die Folgen des anhaltenden KI-Hypes für die Kunst stellte im Herbst der Sieg eines von einer KI-Software erschaffenen Bildes auf einem Kunstwettbewerb im US-Bundesstaat Colorado dar. Kritik gibt es vor allem daran, dass die verschiedenen Generatoren mit bestehendem Bildmaterial trainiert werden, um dann auf dessen Basis neue Inhalte zu erstellen. Die Kreativen haben davon aber nichts mehr. Deshalb gibt es auch bereits Gerichtsverfahren. Angesichts des aktuellen Streiks der Drehbuchautoren, in dem es auch um den Einsatz von KI gehe, sei das Intro von "Secret Invasion" Salz in der Wunde, meint der US-Künstler Jon Lam.

Gegenüber dem Hollywood Reporter haben die Method Studios die Kritik derweil zurückgewiesen. Der Rückgriff auf KI sei eine außergewöhnliche Möglichkeit gewesen, "einzigartige Charaktereigenschaften und Bewegungen" zu erschaffen. Der Prozess sei äußerst kollaborativ gewesen und unter Beteiligung viele Künstler, Animatoren und Entwickler abgelaufen. Die KI sei aber nur eines von vielen Werkzeugen und keine Stelle sei durch sie ersetzt worden. Wirklich beruhigt hat das wohl niemanden. Das könnte höchstens die Qualität des Intros leisten, denn von der ist offenbar niemand begeistert und das nicht nur, weil die Herkunft aus einem KI-Bildgenerator ziemlich deutlich zu erkennen ist.

(mho)